Eine Katze allein in der Wohnung:
Ist das richtig?
Als Tierfreunde und Vermittler von Katzen erleben wir immer wieder die Diskussion um die Einzelhaltung von Katzen, insbesondere in Wohnungen. Gerade bei Anfragen für Katzenbabys begegnen uns oft hartnäckige Argumente, die einfach nicht richtig sind und wir für die Tiere als sehr problematisch empfinden. Es ist uns ein Herzensanliegen, mit diesem Beitrag aufzuklären und zu zeigen, warum Katzen als soziale Wesen nicht alleine leben sollten. Katzen brauchen Artgenossen, um glücklich und gesund zu sein. Dies ist vor allem für Kitten wichtig, deshalb geben wir Kitten in der Regel nur im Doppelpack ab oder in ein Zuhause, wo bereits eine andere Katze auf das Kätzchen wartet. Eine Einzelkatze, die in einer reizarmen Wohnung lebt, führt ein trauriges und einsames Leben. Gerne beraten wir Euch auch ausführlich, welche Katze(n) zu Euch passen.
Häufige Argumente für Einzelhaltung – und warum sie nicht stimmen
Fakt: Das Gegenteil ist der Fall. Eine Katze, die sozialisiert ist und mit anderen Katzen harmonisch zusammenlebt, zeigt auch ihrem Menschen gegenüber mehr Zuneigung.
Eine Katze, die den ganzen Tag allein ist, wird oft frustriert oder sogar verhaltensauffällig. Der Mensch kann einen Katzenfreund nicht ersetzen – weder beim Spielen, beim Raufen noch beim gemeinsamen Kuscheln. Vielmehr profitieren Mensch und Tier von der ausgeglichenen Stimmung, die durch eine harmonische Katzengesellschaft entsteht. Die Bindung zum Menschen wird dadurch keinesfalls geschwächt, sondern oft sogar gestärkt.
Fakt: Auf den ersten Blick scheint dieses Argument plausibel. Man könnte meinen, dass wenig Platz in der Wohnung die Haltung von zwei Katzen unmöglich macht. Doch das Gegenteil ist der Fall. Katzen sind keine Raubtiere, die große Territorien zum Jagen benötigen, sondern anpassungsfähige Tiere, die sich gut auf beengten Raum einstellen können. Entscheidend ist, dass sie ausreichend Beschäftigung und soziale Interaktion erhalten – und hier spielt die zweite Katze eine Schlüsselrolle. Zwei Katzen können miteinander spielen, kuscheln und sich gegenseitig unterhalten, auch wenn die Wohnung klein ist. Dies ist deutlich besser, als wenn eine Einzelkatze unter Einsamkeit und Langeweile leidet. Eine zweite Katze bringt Leben und Abwechslung, ohne dass sie viel zusätzlichen Platz beansprucht.
Katzen sind keine Einzelgänger! Sie leben in der Natur in Gruppen, putzen sich gegenseitig, spielen und unterstützen sich. Selbst Bauernhof- oder Straßenkatzen, die viel Platz haben, schließen sich zu Gemeinschaften zusammen. Jedoch kann es auch Ausnahmen geben, Katzen sind kleine Individualisten. Insbesondere Stubentiger, die bereits sehr lange allein durchs Leben gehen, möchten manchmal ihr Zuhause nicht mehr mit einem Artgenossen teilen.
Deshalb ist es so wichtig, sich bei der Auswahl einer Zweitkatze genügend Zeit zu nehmen und darauf zu achten, dass die Katzen sowohl charakterlich als auch vom Alter her gut zusammenpassen. Schließlich würden auch wir nicht mit jedem x-beliebigen Menschen unser Zuhause teilen wollen. Ist Deine Katze beispielsweise älter, wird sie von einem lebhaften Kitten wahrscheinlich eher genervt sein. Gerne beraten wir Euch.
Auch wenn die Kosten sicherlich ein wenig höher sind, ist eine zweite Katze die Investition wert, da man das Wohl der Tiere in den Vordergrund stellt. Glückliche Katzen, die sozial leben dürfen, sind gesünder und zeigen weniger Verhaltensauffälligkeiten.
Fakt: Auch wenn Du viel zu Hause bist, kannst du keinen Artgenossen ersetzen. Du kannst nicht wie eine andere Katze spielen, raufen oder das Fell mit der rauen Zunge reinigen :).
Das Leben einer Einzelkatze in der Wohnung - ein trauriger Alltag
Viele Katzen leben heute ausschließlich in Wohnungen. Dies ist oft die sicherste Variante, insbesondere in der Stadt, wo der Straßenverkehr eine große Gefahr darstellt. Doch was bedeutet das für eine einzelne Katze?
Eine Einzelkatze ist oft allein: Wir Menschen gehen arbeiten, erledigen Einkäufe, treffen Freunde und pflegen unser soziales Leben. In dieser Zeit sitzt die Katze alleine zu Hause – Tag für Tag, 365 Tage im Jahr. Selbst wenn wir nach Hause kommen, sind wir oft gestresst und müssen andere Dinge erledigen. Die Katze bleibt weiterhin auf sich gestellt.
Während wir unsere 7-8 Stunden Schlaf benötigen, hat die Katze bereits den ganzen Tag geschlafen und möchte nun spielen. Doch was passiert? Sie wird oft ausgegrenzt und vielleicht sogar ausgesperrt. Der Alltag einer Einzelkatze ist geprägt von Langeweile, Vereinsamung und Frustration.
Warum brauchen Katzen Artgenossen?
Katzen sind soziale Wesen. Insbesondere Katzenbabys, die von ihrer Mutter und ihren Geschwistern getrennt werden, leiden darunter, plötzlich alleine zu sein. Ohne Artgenossen können sie nicht spielen, raufen oder kuscheln. Das kann zu ernsthaften Verhaltensstörungen führen, wie:
Unsauberkeit, z. B. das Urinieren außerhalb des Katzenklos.
Übermäßiges Putzen bis zum Verlust von Fell an Bauch und Beinen.
Antriebslosigkeit oder extreme Unruhe.
Aggressionen gegenüber Menschen oder anderen Tieren im Haushalt.
Häufig wird dieses Verhalten falsch interpretiert. Manche Halter glauben, ihre Katze sei „rußig“ oder „möge nicht spielen“, dabei handelt es sich um klare Zeichen von Vereinsamung und Unzufriedenheit.
Mit der steigenden Nachfrage nach Katzen in Großstädten, insbesondere bei jungen Menschen, nimmt die Einzelhaltung zu. Eine Einzelkatze in einer reizarmen Wohnung führt jedoch ein trauriges und einsames Leben! Insbesondere Katzenbabys brauchen Gesellschaft!
Sophie von Boeckmann, 1. Vorsitzende Tierhilfe Fünfseenland e.v.
Gibt es auch Einzelgänger-Katzen?
Vereinzelt kann es Einzelgänger geben, die zu solchen gemacht werden, weil sie keine Katzengesellschaft kennen. Die Mehrheit der Katzen schätzt jedoch die Gesellschaft einer anderen Katze, putzen sich gegenseitig, spielen miteinander und streiten sich gelegentlich. Dies sieht man zum Beispiel bei Bauernhofkatzen oder Straßenkatzen, die sich in Kolonien zusammenschließen. Obwohl sie sich theoretisch aus dem Weg gehen könnten, bilden sie dennoch Gemeinschaften. Wird eine Katze alleine gehalten, fehlt ihr die Sozialisierung mit anderen Katzen, was dazu führt, dass sie sich mit anderen Katzen nicht verträgt. Katzenkinder, die von ihrer Mutter und ihren Geschwistern getrennt werden, verstehen die Welt nicht mehr: In ihrem neuen Zuhause sind sie plötzlich allein und haben niemanden zum Spielen, Raufen und Kuscheln. Sie benötigen den Kontakt zu Artgenossen, um ein glückliches und gesundes Leben zu führen.