Überfüllte Tierheime

in und um München

Überfüllte Tierheime, Tiere werden ausgesetzt!

Tierschutz in München

Es ist traurig, aber wahr: In den letzten Monaten häuft sich die besorgniserregende Praxis, Tiere in und um München leichtfertig abzugeben oder auszusetzen, wenn sie nicht mehr ins Lebenskonzept passen.

Im gesamten Stadtgebiet und am Münchner Flughafen fällt diese Entwicklung immer stärker ins Gewicht: „Nach der Corona-Pandemie beobachten wir am Flughafen München einen besorgniserregenden Anstieg von ausgesetzten Tieren auf den Parkplätzen in Erding und Freising. Und zwar von Menschen, die vor dem Urlaub noch schnell Ihre Tiere ‚entsorgen‘ möchten“, so Solveig Wanninger, 2. Vorsitzende des Tierheims Erding. „Das Tierheim Erding ist inzwischen komplett überfüllt. Wir sind über diese Entwicklung entsetzt und fordern alle Menschen auf, dieses grausame Verhalten behördlich zu melden und sich aktiv für Tiere einzusetzen!“

Auch andere Tierheime und Tierschutzorganisationen mussten mittlerweile Aufnahmestopps für neue Tiere verhängen, bei Überbelegung droht ihnen die Schließung. Die eingerichteten Wartelisten gehen mit sehr langen Wartezeiten von bis zu mehreren Monaten einher.

Tiere, die während der Pandemie angeschafft werden, müssen weg!

Die Tierheime sind verpflichtet, so viele Tiere wie möglich aufzunehmen und zu versorgen, haben für den aktuellen Bedarf aber nicht genügend Platz. Dazu kommt, dass sich viele Menschen die Abgabegebühr für Tiere – die oft höher ist als die Adoptionsgebühren – nicht leisten können oder wollen. Also landen die Tiere auf der Straße oder in anderen Tierschutzorganisationen wie bei der Tierhilfe Fünfseenland e.V. .

Sophie von Boeckmann, 1. Vorsitzende Tierhilfe Fünfseenland e.v.

„Es zeigt sich aktuell, dass viele Menschen sich während der Pandemie leichtfertig Haustiere zugelegt haben, die jetzt nicht mehr in den Alltag passen – deswegen müssen sie weg“, ergänzt Sophie von Boeckmann, 1. Vorsitzende der Tierhilfe Fünfseenland. „Die Tierheime sind verpflichtet, so viele Tiere wie möglich aufzunehmen und zu versorgen, haben für den aktuellen Bedarf aber nicht genügend Platz. Dazu kommt, dass sich viele Menschen die Abgabegebühr für Tiere – die oft höher ist als die Adoptionsgebühren – nicht leisten können oder wollen. Also landen die Tiere auf der Straße oder in anderen Tierschutzorganisationen wie bei der Tierhilfe Fünfseenland.“

Diese werden aber weder von den Gemeinden oder anderen öffentlichen Geldgebern bezuschusst, noch können sie staatliche Förderungen beantragen. Kleine Tierschutzorganisationen kämpfen um Spenden, um einen großen Teil der lokalen Tierschutzarbeit abfangen zu können.

„Kleine Tierschutzorganisationen wie wir sind Tag und Nacht im Namen der Tierrettung unterwegs“, ergänzt Sophie von Boeckmann und retten ausgesetzte sowie misshandelte Tiere aus ihren Umständen. Wir nehmen Tiere sogar oft selbst auf und müssen dafür Pflegestellen auftreiben. Das alles müssen wir selbst finanzieren. Aber die Spendengelder reichen bei Weitem nicht, um diese enorme Belastung zu stemmen. Wenn die Mittel in Form von Geldern und ehrenamtlichen Helfern wie Pflegestellen fehlen, werden auch bei uns die Tiere bald auf der Straße landen. „Das wollen wir tunlichst verhindern.“

Was können wir machen?

Wir haben bereits genug Hunde und Katzen, um die gesamte Menschheit mit Haustieren zu versorgen. Es gibt also weder im Inland noch im Ausland einen Bedarf nach Privatzuchten. Trotzdem darf jeder Zuhause sein Tier mit einem anderen paaren und die Welpen verkaufen, steuerfrei!

Das Geschäft mit dem illegalen Welpenhandel boomt und ist ein allgegenwärtiges Problem. Die Folge sind oft ungeheure Qualzuchten, die schnell wieder im Tierschutz-System landen. Es liegt am Gesetzgeber, Privatzuchten stärkstens einzuschränken und dem illegalen Welpenhandel endgültig mit härteren Strafen einen Riegel vorzuschieben. Für alle, die sich ein Haustier wünschen, gilt: Adopt, don’t shop! Machen Sie sich im Tierschutz auf die Suche nach einem vierbeinigen Mitbewohner, nicht bei Züchtern.

Züchter und große Tierheime geben Tiere oft ohne Vorkontrollen der Plätze ab. Einzige Voraussetzung für die Anschaffung ist die Vorlage eines Personalausweises sowie die Bezahlung der Kauf- oder Abgabegebühr. Nachkontrollen finden oft überhaupt nicht statt – oder Mängeln bei der Tierhaltung wird nicht nachgegangen. Viele dieser Tiere werden schließlich von kleinen Tierschutzorganisationen aufgefangen, wenn die Adoption Schwierigkeiten mit sich bringt. Begegnen kann man diesem Problem, indem man die Adoptions-Gebühren für Haustiere deutlich erhöht und Adoptionen ausführliche Beratungsgespräche sowie Vorkontrollen voranstellt; so können unüberlegte Anschaffungen verhindert werden. Eine intensive Betreuung der Adoptanten ist auch nach dem Umzug des neuen Mitbewohners erforderlich. Zusätzlich fordern wir vom Gesetzgeber die Einführung eines Hunde- und

Katzenführerscheins, um die artgerechte Haltung von Haustieren zu fördern sowie Missbrauch zu verhindern. Auch für Kleintiere sollte ein solcher Führerschein eingeführt werden.

Mithilfe der Kastrationspflicht können wir die uneingeschränkte Vermehrung von Tieren eindämmen und verhindern so, dass Tiere auf der Straße landen. Chips helfen uns, Haustiere ihren entsprechenden Besitzern schnell zuzuordnen. So können nicht nur entlaufene Tiere baldmöglich zurück nach Hause gebracht werden – sondern Straftaten wie das Aussetzen eines Tieres zielsicher nachverfolgt werden. Die Hoffnung ist, dass Hunde und Katzen dann auch in Tierheimen abgegeben werden, statt auf der Straße zu landen.

 

Tierheime werden von ihren jeweiligen Gemeinden mit einem gewissen Betrag pro Einwohner bezuschusst und sind sogar an den Verbraucherpreis-Index gekoppelt sindWir sind daher der Meinung, dass die Abgabe von Tieren in Tierheimen nichts kosten und nicht abgelehnt werden darf, damit diese Tiere nicht ausgesetzt werden und von der Straße gerettet werden müssen. Außerhalb der eigentlichen Öffnungszeiten der Tierheime, muss dafür ein Notfalldienst bereitstehen, der im gesamten Zuständigkeitsgebiet Tierrettungen durchführt. Solange kleinere Tierschutzorganisationen diese Aktivitäten noch durchführen und damit einen entscheidenden Beitrag zum Tierschutz leisten, sollten auch diese mit öffentlichen Mitteln unterstützt werden sowie staatliche Fördermittel beantragen können. Ein Vorschlag wäre, die Einnahmen aus der Hundesteuer zweckgebunden für den Tierschutz einzusetzen

Wir appellieren an Freiwillige, sich über Mitgliedschaften und das Angebot von Pflegestellen zu engagieren. Wir appellieren auch an öffentliche Träger wie Städte und Gemeinden, den Tierschutz ausreichend zu fördern.